SPD Kornwestheim

 

Gabriele Warminski-Leitheußer zu Gast in Ludwigsburg

Veröffentlicht in Landespolitik

LUDWIGSBURG, LKZ vom 8.7.2011

Rote Ministerin setzt auf starke Reformen

Siebeneinhalb Wochen ist Gabriele Warminski-Leitheußer in ihrem Amt. Selbstbewusst präsentierte sich die Kultusministerin Baden-Württembergs am Mittwochabend den rund 100 Gästen beim Leserforum der Ludwigsburger Kreiszeitung. Die SPD-Politikerin ließ keinen Zweifel daran, dass die rot-grüne Landesregierung nach 60 Jahren CDU-Herrschaft den Hebel in der Schul- und Bildungspolitik umlegen will. „Wir wollen die Schule besser machen, als sie ohnehin schon ist“, verkündete sie.

Eltern und Lehrer warten darauf, etwas tun zu können“, beschrieb die rote Frontfrau die Aufbruchstimmung, die ihrer Meinung nach in Baden-Württemberg herrscht. Es habe sich viel angestaut, auch Veränderungsenergie, sagte die Politikerin. Viele Vorhaben der Kommunen seien durch das Land als Genehmigungsbehörde ausgebremst worden. Das soll sich ändern.
Immer wieder betonte Gabriele Warminski-Leitheußer, dass die Landesregierung keine Reformen überstülpen, sondern Angebote unterbreiten wolle. Etwas widerwillig umzusetzen, zeige keinen nachhaltigem Erfolg. Sie versprach auch, einige Anregungen aus der Diskussion aufgreifen zu wollen.
„Wir wollen die Schulen in die Lage versetzen, jedes Kind individuell zu fördern“, beschrieb der Gast die Maxime der rot-grünen Landesregierung. Ermöglicht werden soll dies durch die Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte, den Unterricht in Gemeinschaftsschulen, die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung sowie die stärkere Förderung im Kleinkindalter. Das wirft Fragen auf.
Deshalb hatten LKZ-Chefredakteurin Ulrike Trampus und Ressortleiter Hartmut Wiedmann den Gästen das Wort überlassen. Einen Tag, bevor die Kultusministerin in einem Brief an die Vertreter von Eltern, Schulen und Kindergärten ihre bildungspolitischen Ziele vorstellte, fühlten LKZ-Leser ihr auf den Zahn. „Das dreigliedrige Schulsystem macht die Familien kaputt“, lautete der emotionale Beitrag einer Zuhörerin am Ende der Veranstaltung. Sie befürchte jedoch, dass vieles von dem was die neue Ministerin vorhabe, nicht bei den Menschen ankomme. „Wir müssen die Ärmel hochkrempeln“, appellierte sie und erhielt Applaus.
Nicht alle Ideen der roten Landespolitikerin stießen auf Zustimmung. Vor allem der Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung stieß auf Skepsis. „Wer will sein Kind schon auf die Hauptschule schicken?“, befürchtete der Vater eines Drittklässlers einen Ansturm auf die Gymnasien.

• Grundschulempfehlung: Ab dem Schuljahr 2012/13 heißt es „Empfehlung ja, Verpflichtung nein“. Eltern sollen allein entscheiden, auf welche weiterführende Schule ihr Kind geht. Zweimal im Jahr sollen Gespräche mit den Eltern der Grundschüler geführt werden. Eine Mutter äußerte jedoch Zweifel, dass die ohnehin stark belasteten Lehrer dafür Zeit finden. „Was passiert, wenn künftig mehr Eltern ihr Kind auf ein Gymnasium anmelden und es nicht genügend Plätze gibt?“, wollte eine andere Zuhörerin wissen. „Ausgelost wird nicht“, versprach Gabriele Warminski-Leitheußer. Der Schulträger sei dann in der Pflicht, neue Kapazitäten zu planen, zum Beispiel durch einen Anbau, Kooperation mit anderen Kommunen oder anderen Schulformen. Eine Anmeldung am Gymnasium soll auch künftig keine Abitur-Garantie sein und das bisherige Niveau gehalten werden.
Anzeige

• Gemeinschaftsschule: In dieser Schulform sollen Heranwachsende in Ganztagsform gemeinsam unterrichtet werden. „Bis zur Klasse neun ist offen, welcher Schulabschluss angestrebt wird“, erläuterte die Kultusministerin. In Lerngruppen und durch individuelle Angebote sollen die Stärken der Jugendlichen gefördert werden. Diese Schulform sehe sie auch als Chance für den ländlichen Raum, um verschiedene Bildungsangebote zu bündeln. Eine Mutter sprach sich vehement dagegen aus, ihr Kind in eine Ganztagsschule schicken zu müssen: „Der Zwang passt mir nicht.“ „Niemand wird gezwungen. Es bleibt ein Angebot und eine Entscheidung von Eltern und der Schulgemeinschaft“, beruhigte die Ministerin. Allerdings werde bei der Gemeinschaftsschule der Ganztag wohl verpflichtend eingeführt. Sie machte allerdings keinen Hehl daraus, dass sie eine Anhängerin der Ganztagsschule ist.

• G 8 und G 9: Gymnasien sollen ab dem Schuljahr 2012/2013 die Möglichkeit erhalten, beide Züge anzubieten. Begründung der Kultusministerin: „Wir haben drastisch vor Augen geführt bekommen, welche Belastung die Verkürzung der Gymnasialzeit für einige Schüler ist.“ Allerdings soll es keinen kompletten Parallelzug, sondern eine gestreckte Einstiegsphase in den Klassen fünf bis sieben geben, um zu verhindern, dass Lerndefizite entstehen.

• Werkrealschulen: Sie sollen einen vollwertigen mittleren Bildungsabschluss bieten können. Allen Schülern soll ein zehntes Schuljahr ermöglicht werden.

• Elementarbereich: ab 1. August 2013 soll jedes Kind ab einem Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz erhalten. Zum einen, damit junge Mütter einer Erwerbstätigkeit nachgehen können. Gabriele Warminski-Leitheußer verwies allerdings auch darauf, dass 25 Prozent der Kleinkinder zu Hause nicht optimal gefördert würden. „Diese Nachteile sollen durch eine frühzeitige Förderung ausgeglichen werden.“ Sie befürwortete den muttersprachlichen Unterricht bei Migrantenkindern. Bildungshäuser, die den Übergang von der Kindertagesstätte in die Grundschule erleichtern, sollen erhalten bleiben – wenn sie funktionieren.

• Inklusion: Kinder mit Behinderungen oder Teilleistungsschwächen sollen verstärkt in Regelschulen unterrichtet werden. „Was passiert dann mit den Sonder- und Sprachheilschulen?“, sorgte sich eine Pädagogin um deren Zukunft. „Sonderschulen werden nicht abgeschafft“, so die Antwort der Kultusministerin, ohne konkret zu werden.
„Wir gehen das mit Augenmaß und Würdigung sonderpädagogischen Wissens an“, verwies sie darauf, dass Baden-Württemberg in diesem Punkt noch am Anfang stehe. Der Fördererfolg stehe jedenfalls im Mittelpunkt.

 

Homepage SPD Ludwigsburg

Jetzt Mitglied werden

Jetzt Mitglied werden
 

Facebook

 

 

 

Termine

Alle Termine öffnen.

23.04.2024, 19:00 Uhr ASF Kreis LB Stammtisch
N.N.

29.04.2024, 19:00 Uhr SPD KV LB, Vorstandssitzung
Haus der SPD, Untere Marktstr. 6, 71634 LB

02.05.2024, 15:00 Uhr Treffen AG 60 plus
Haus der SPD, Untere Marktstr. 6, 71634 LB

13.05.2024, 19:00 Uhr SPD KV LB, GKV
Digital

Alle Termine