SPD Kornwestheim

 

Kultur-Aus mit Kulturhaus?

Veröffentlicht in Kommunalpolitik


Ups - Droht Kornwestheimer Geldbörsen der Kultur-Schock?

Ein Beitrag von Klaus Mader-Amort

Es soll schon vorgekommen sein, daß sich einer für sein letztes Geld eine Geldbörse gekauft hat. Bis auf die Grünen, die einen Neubau des Kulturhauses konsequent ablehnen, zeigten sich alle anderen Fraktionen im AUT des Gemeinderats tendenziell bedenkenlos bereit, die Pro-Kopf-Verschuldung der Kornwestheimer Bürgerinnen und Bürger von derzeit rund 16,34 Euro locker auf über 1000 Euro zu jubeln. Die Bürger hätten sich wünschen können, die Stadträtinnen und Stadträte würden mit fremdem Geld vorsichtiger umgehen. Auch die SPD-Fraktion zeigte sich überraschend respektlos und generös im Umgang mit 28 nicht vorhandenen Millionen Euro, die das Planungsbüro als Summe für einen Neubau in den Zukunftsraum gestellt hatte.

In der Mach-Bar gibt's einen Kulturhaus-Cocktail, der hat's in sich und
Neu-Gierige geraten darob ganz aus dem Kultur-Häuschen .. Man könnte auch an Hänsel und Gretel und das Knusper-Knusper-Häuschen denken, das einen zunächst in den Bann zieht - und dann gefangen nimmt. Wenn das
Asbest-Schicksal des Kulturhauses nur als Chance betrachtet wird, einen
neuen städtbaulichen Akzent zu setzen, eine neue Brosche ans Kleid der Stadt zu heften, weil bei der alten Brosche die Spange ab ist und es immer
sichtbar bleibt, wenn es nur repariert wird, wenn es nur darum gehen sollte,
das Haus aussen und innen neu zu machen, machen wir es uns unabhängig aller zu erwartender Kosten zu billig. Selbst dann, wenn es "nur" saniert wird.

Wird die Stadt durch ein neues Kulturhaus sozialer? Gerechter? Menschlicher?
Bietet sie dann mehr Zuhause in einer immer toller werdenden Globalisierung? Wie kann ein neues Kulturhaus dazu beitragen, die Stadt ver-bind-licher zu machen? Trägt ein neues Kulturhaus dazu bei, die Stadt integraler zu machen und die Integration (der Kulturen) zu befördern? Bleiben wir mit der bislang geführten Debatte allen Asbests zum Trotz nicht zu sehr an der Oberfläche?

Die Frage ist auch, aber nicht allein: Worauf werden wir verzichten müssen?
So, wie die Debatte bislang geführt wird, steht zu befürchten, daß wir erst
nach einer möglichen positiven Entscheidung für ein neues Kulturhaus für
viele andere gute Vorhaben immer die gleiche schlechte Anwort vorschieben
werden, warum aus diesen Vorhaben "Vorhatten" wurden.

Es ist nicht vordringlich eine Frage der Rest-Asbest-Angst, ob die Bürger
das Kulturhaus - ob neu oder saniert - nutzen werden, es ist auch nur
bedingt eine Frage (der Qualität) des Programmes. Es ist eine Frage von
gesellschaftlicher Tragweite: wie schaffen wir es, bislang bildungsferne
Mitbürgerinnen und Mitbürger, die mitunter auch der (bürgerlichen) Kultur
nicht allzu nahe stehen, mitzunehmen in das Kulturhaus? Wenn sich das
Bildungsbürgertum selbstgenügsam einen neuen Tempel baut oder auch nur den alten saniert, werden wir kein Ziel erreichen! Die Frage ist: Haben wir eine
Vision oder haben wir nur große Augen für ein neues Häuschen?

Es ist eine Frage der Kultur, zumal der politischen Kultur, welche wichtige
Rolle und Funktion ein Kulturhaus in unserer kommunalen Gesellschaft
einnehmen soll. Soll es nur ein Haus der etablierten bürgerlichen Kultur
sein? Kultur als Luxus, als feierabendliche Zerstreuung, als Status, als
Plattform für den gespreizten Konsum von Ästhetik und Intellektualität?
Wird, kann, soll das Haus auch ein Hort der Jugendkultur, der Pop-Kultur,
der Kommunikations-Kultur, der politischen Kultur sein können? Kann es gar
ein Haus der Kulturen, ein Haus der Ethnien, der Generationen mit ihren
jeweiligen kulturellen Ansprüchen sein und werden?

Es wird nicht ausschließlich eine Frage des Kultur-"Angebotes" sein, eine
Athmosphäre, eine "Kultur" hervorzubringen oder deren vorhandene Reste zu
bewahren und wieder zu beleben, die Zivilcourage schafft, die das Zerfallen
der Gesellschaft in Konkurrenten verhindert, die ein Bewusstsein stiftet,
daß Freiheit mehr ist, als Billig-Konsum und grenzenlose Mobilität, eine
Kultur, die den Bürgern vermittelt, daß Demokratie und Frieden keine
wohlfeilen selbstverständlichen Dienstleistungsprodukte sind, die aus Berlin
via Fernsehen frei Haus geliefert werden. So eine Kultur zu schaffen, sollte
im Übrigen auch in einem gründlich sanierten Kulturhaus möglich sein - wenn
wir es denn wollten.

Wenn wir schon ordentlich Geld für Beton, Glas und Stahl in die Hände nehmen (eine Hand wird wohl nicht reichen ..) - egal ob nun für ein neues oder saniertes Kulturhaus - dann bedarf es ausser eines Architektur- und eines Nutzungs-Konzeptes zuvörderst ernsthafter Überlegungen, wie es zu schaffen ist, daß Kultur eben nicht der öffentlich bezuschußte Zeitvertreib einer Minderheit bleibt. Und sage keiner, für solche Überlegungen, Konzepte und Maßnahmen sei bereits jetzt kein Geld mehr da!

 

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